Die Gefährten (Vodkatrain part I)

Da sassen wir also im Common Room des Hostels; die Gefährtenschaft, die bunt zusammengewürfelte Reisegemeinschaft für die “Vodkatrain” Transsib: Das Pärchen Aurore (AUS) & Phil (UK), welches von Cambridge nach Australien unterwegs ist, Kirsty (AUS), welche nach 2 Jahren in Grossbritannien nach Ägypten, Jordanien und Syrien reiste und per Transsib und Südostasien nach Australien reisen will, Derrek (USA), der in Island und den Baltischen Staaten startete und nach China in die USA zurück reist sowie Ubavka (CH), welche ihre drei Wochen Sommerferien mit diesem Trip verbringen möchte.

Und Marina, unser erster Honcho (gibt es ein weibliches Wort dafür?). Das aus meiner Sicht geniale am Vodkatrain-Konzept besteht darin, dass jeweils vor Ort eine Person (meist ein des Englischen mächtigen Studi) zur Verfügung steht, die in allen möglichen und unmöglichen Situationen helfend zur Seite steht, Stadtführungen unternimmt, verborgene nette Plätze und Restaurants zeigt, beim Kauf von Postkarten hilft und die Gruppe jeweils zum richtigen Gleis für die Weiterreise bringt. Man kann sich als Gruppe um den Honcho scharen und gemeinsam die Stadt erkunden oder einen auf Ego machen und sein eigenes Ding durchziehen. Ich entschied mich am Sonntag für die bequemere Herden-Variante und zog nach ein paar zu erledigenden Formalitäten (ein Hoch auf die russische Bürokratie) mit der Gruppe um die Häuser der russischen Hauptstadt.

Nebst einem verstecken alten Kloster sowie verschiedenen Gebäuden und Statuen, zu welchen uns Marina so einiges erzählen konnte, war der obligate Rote Platz natürlich ein Highlight des Abendspaziergangs. Angesichts der vielen herumspringenden Jugendlichen habe ich mich dazu entschieden, mich dem Trend zu widersetzen, eine Fotoserie zu starten, in welcher ich an verschiedenen Plätzen der Welt springend zu sehen bin.

Das Nachtessen gab es in einem kleinen Restaurant, welche alt-sowjetische Speisen bot. Und einen authentischen Wasserdispenser mit den dazugehörenden Standart-Trinkgläsern. Habe aber gerade bemerkt, dass ich davon kein Foto geschossen habe.

Unmengen an Fotos gab es dafür am nächsten Tag, an welchem sich der “kurze Spaziergang durch die Stadt mit Kremlin und so” als Sightseeing-Marathon herausstellte. Karl Marx, Kremlin inklusive Wachablösung, Besuch der grossen Kanone und der geborstenen Glocke, Lenin-Mausuleum, ITAR-Tass Hauptgebäude, Kirchen und Metrostationen en masse und der erste Mc Donald’s in Russland, zu dessen Eröffnung die Menschen bis zu vier Stunden anstanden, um diesen westlichen “Fast Food” zu kosten (die Filiale ist noch immer die grösste in Europa). Zudem fand in der Innenstadt ein Autorennen statt, was die Navigation nicht gerade erleichterte. Ohne Guide hätten wir uns gleich an der Stelle im Kreis drehen können.

Nach der Rückkehr von diesem eindrücklichen Rundgang konnte ich von meiner Saniausbildung im Militär profitieren, war dort doch meine Hauptaufgabe die Behandlung von Blasen an den Füssen. Ich war definitiv noch nicht reif für FlipFlops. Tags darauf darum ein eher defensiver Ausflug zum Flohmarkt und zur “Moscow State University” auf den “Sparrow Hills” mit Aussicht auf die Grossstadt.

Abends hiess es Abschied nehmen von Moskau, stand nun eine Busfahrt ins rund 4 Stunden entfernte Suzdal an. Interessant der Stop inmitten der Nacht, um die obligatorische russische Registrierung vorzunehmen. An jedem Ort, an welchem man länger als 24 Stunden bleibt, muss man dieses Prozedere (und die Kosten) über sich ergehen lassen. Es ist jeweils beruhigend, wenn man den Pass wieder in den Händen hält.

Die Busfahrt verlief ansonsten holprig wie auf russischen Strassen gewohnt und mit dem Geruch von Waldbränden begleitet. Wir konnten damals noch nicht wissen, welche Ausmasse und Auswirkungen diese noch sporadischen Wald- und Torfbrände nur zwei Wochen später haben würden.

Die Ankunft in Suzdal liess die Füdlibacken frohlocken und wir freuten uns alle auf ein Bett und einen interessanten Aufenthalt in einem authentischen alten kleinen russischen Dorf.

Urs

unterwegs.

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