Moscow never sleeps

Moskaus Metro ist nicht nur ein begehbares Museum mit eindrücklichen Stationen, sondern auch recht einfach zu verstehen. Wenn man denn weiss, wo man gerade steht. Da meine Russischkenntnisse so ausgeprägt sind wie die Feinmotorik eines Pottwals, verwechselte ich die Stationen Ри́мская und Ри́жская. Es war bis zur Erleuchtung darum recht verwirrend, dass ich nach einer Station nicht da war, wo ich gemäss Plan hätte sein sollen. Die omnipräsente russische Polizei wollte ich nicht um Rat fragen, die mit der Freundlichkeit einer Magendarmgrippe gesegneten Frauen in den Kassenhäuschen wehrten sich mit Händen und Füssen, mein Russisch zu verstehen oder Englisch zu sprechen.

Schliessich fand ich das Hostel “Godzillas” doch noch – wo ich in mein Loch kroch in dem es nach Koch roch. Jedenfalls war Dusche & Schlaf die Kombination, welche ich angesichts der Glutshitze draussen einem Spaziergang gegenüber bevorzugte. Wobei die Hitze in dem nicht adäquat für Rekosrdsommer ausgestatteten Hostelzimmer ebenfalls das Gefühl aufkommen liess, mehr Durchlauferhitzer als Mensch zu sein.

Bevor ich am Sonntag den 17. Juli meine fünf künftigen Gefährten für die Reise in der Transsibirischen Eisenbahn traf, stand das Wochenende in Moskau an. Am Freitag fand ich mit zwei Berlinern nach ausgiebiger Suche den Club “Purga”, in welchem jeden Abend Neujahr gefeiert wird. Da rannten ein paar als Rentiere verkleidete Russen durch die Gegend oder tanzten mit Christbaumkugeln in den Ohren zu Russischem Pop und Rock ‘n Roll. Oder orderten den nächsten Vodka. Die Meute feierte da sprichwörtilch wie die Russen – ein durchaus lustiger Abend.

Mit einem tendentiell gegen Null tendierenden Aktivitätsgrad verschwitzte ich wortwörtlich den Samstag, und erst mit dem Sonnenuntergang atmete die Stadt auf, in welcher tagsüber der Asphalt schmolz und die Wachablösung am “Grabmal des unbekannten Soldaten” von einer vollen auf eine halbe Stunde reduziert wurde. Als international bunt zusammengewürfelte Gruppe bahnten wir uns den Weg durch die Strassen und Gassen, auf der Suche nach funktionierenden Bankomaten (diejenigen der grössten Bank funktionieren nicht mit Schweizer Karten) und dem Club “Gogol”, benannt nach einem bekannten russischen Autoren. Das muss wohl gesagt sein, angesichts des Klanges des Namens.

Der Sonntag brachte zwar keine Besserung der Grosswetterlage, versprach jedoch Spannung – abgesehen von der eher langweiligen Tatsache dass ich Wäsche zu waschen hatte. Meine Neugierde, mit was für Leuten ich die nächsten 23 Tage in nicht immer geräumigen Räumen verbringen würde, stieg. Der erste offizielle Tag meiner “Vodkatrain”-Tour brach an…

Ein paar Reisetipps für Moskau:
-Club Purga: Adresse in den aufliegenden Moskau-Heftchen suchen. Der Eingang ist in einem Innenhof versteckt, wo es eine unscheinbare schwarze Metalltüre hat. Rein, runter und quer durch die Bar (mit oder ohne Zwischenhalt) in den Hinterraum, der Musik oder den Verkleideten nach (kostenloser Eintritt). Definitiv einer der witzigeren Clubs in Moskau.
-Club Gogol: Der Club verlangt ebenfalls keinen Eintritt, obwohl er im Edelquartier gelegen ist. Die Bar in einem zeltatigen Konstrukt ist der Ausgangspunkt für weitere Cafes und Bars (teilweise draussen in einem Innenhof) und beherbergt eine Bühne mit Live-Konzerten und/oder DJs. Gut gelaunte und tanzfreudige Leute, Essen und Trinken zu gemässigten Preisen.
-Sparrow Hills: Mit der Metro Nummer bis zur Station Vorobyovy Gory (Воробьёвы го́ры), dann durch einen recht ruhigen Park knapp 20 Minuten hoch zur Universität wandern (oder mehr Zeit im Park verbringen). Oben angelangt hat man eine schöne Aussicht auf die Stadt.
-Der Eintritt in den Kremlin lohnt sich nicht.
-Metrofahren lohnt sich. Am besten eine Mehrfahrtenkarte kaufen, wobei man jeweils nur einmal zahlt, wenn man in den Untergrund geht. Danach bewegt man sich frei zwischen den Stationen, welche durchaus einen Besuch wert sind. Warum nicht zufällig an Stationen aussteigen und sehen, welche Kunstwerke diese beherbergt?
-Restaurant “То да Сё” (Vozdvizhenka street, 23C2 / улица Воздвиженка, 23C2), in welchem man in einer gewölbeartigen Atmosphäre delikat angerichtete russische Salate sehr feines Sushi zu moderaten Preisen essen kann. Ziemlich schwierig zu finden, liegt in einem Innenhof.
-Abstecher nach Suzdal (3h), einem authentischen kleinen Dorf mit gut erhaltenen alten Holzhäusern und vielen Kirchen/Klöstern. Das Hostel “Godzillas” existiert da ebenfalls und bietet möglicherweise bereits diese lohnenswerten Ausflüge an.
-Zwar kein Reisetipp, dafür ein Musik(video)tipp: Unser Anthem für die Reise: DJ Smash – Moscow never sleeps (www.youtube.com/watch?v=c6l1X1iik0Y)

Urs

unterwegs.

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