Selamat malam!

Wenn lokale Männer auf Roller rauchend Bauch zeigen, verbreiten die Auspuffe laufend Rauchzeichen während Regeln de facto ausbleiben im berauschenden Chaos des stetigen Ausweichens. Ob Einbahn-Entgegenfahrer, herrenlose Hunde, Hühner und Enten, Schlaglöcher mit der Tiefe einer mittleren Kohlengrube oder flipfloppende Touristen mit Augen für Strassenkunst; die lokale Fortbewegungsart per Roller ist ein Intensivkurs in Multitasking.

Eine Million indonesische Rupiah kostete es, zwei Roller für 14 Tage zu mieten. Beim aktuellen Frankenkurs also ziemlich genau CHF 2.50 pro Tag. Ein kleiner Preis für die gewonnene Freiheit!

Und wenn man sich durch die Strassen als Lebensadern der kleinen Stadt Ubud mitreissen lässt, sind es die Geräusche, die Gerüche und natürlich das rollende Chaos, welches einen die Stadt erleben lässt. Wer einmal im Feierabendverkehr eine der Hauptstrassen entlang rollt – wohlgemerkt auf der linken Strassenseite – weiss auch, weshalb einige Einheimische ihre Gesichter hinter Atemmasken verstecken. Es mutet ironisch an, wenn entlang der (bio-vegan-organic-rawfood-ultrahealthy) Trend-Restaurants ein Feinstaublevel erreicht wird, der einem BAV-Beamten die Tränen in die Augen treibt. Wortwörtlich.

Ich neige gerade zur Übertreibung. Denn wie ich von einer Gruppe aus Jakarta erfahren habe, reisen diese aus der Hauptstadt dreimal im Monat nach Bali, um frische Luft zu schnappen (und Bintang zu trinken). Dies erzählten sie in gutem Deutsch – war es doch eine Zusammenkunft ehemaliger StudentInnen in Bochum.

Bali, die Insel der Götter (und Dämonen), bietet aber natürlich viel mehr als frische Luft und Bier. Die tropische Landschaft mit ihrer Vielzahl an Pflanzen und Bäumen (darunter witzige Bäume wie der Flammenbaum und die Würgefeige) welche eindrückliche Reisfelder und -terrassen säumen, ist geprägt durch die vier (aktiven) Vulkane auf Bali. Der höchste und heiligste davon – Gunung Agung – ragt immerhin knapp 3140m in den tiefblauen Himmel. Kein Wunder also, dass die Gottheit Shiva da oben wohnen soll. Nein, nicht Mike Shiva. Der wohnt in Basel – St. Alban.

Die religiös-hinduistische Prägung des Alltags ist allgegenwärtig: Aus geflochtenen Bananenschalen bestehende Opfergaben werden an hauseigenen Tempeln, Eingängen oder Strassen platziert und mit Reis, Geld, Süssigkeiten oder auch mal mit einer Zigarette gefüllt. Schwaden von Räucherstäbchen diffundieren dabei stets durch die Gassen und verbreiten dabei den Duft des Exotischen.

Bleibt einem Bule (die Bezeichnung für einen Ausländer auf Bali) die Einsicht in die Vielzahl der Zeremonien wohl meist verwehrt, spürt man jedoch andere Ausprägungen der Gläubigkeit bei jedem Kontakt mit Einheimischen. Die ehrliche Freundlichkeit ist für einen Wahlzürcher bisweilen fast beängstigend da weitgehend unbekannt. Diese fundiert aber ebenfalls in der spirituell-religiös gefärbten Mentalität, wonach die Menschen in Bali stets bemüht sind, sich in der Dualität zwischen guten und schlechten Einflüssen gut zu positionieren. Vereinfacht gesagt, spielt Karma eine wichtige Rolle – die Hilfsbereitschaft der Balinesen sucht wohl seinesgleichen.

 

Wobei, ganz für alle Einwohner der Insel trifft dies wohl nicht zu. Bei den Affen beispielsweise. In Ubud befindet sich der „Monkey Forest“, ein Waldstück mit drei Tempelanlagen und rund 600 Affen, welche sich in fünf Gruppen zusammengeschlossen haben und dort leben. Der Weg vom Guesthouse ins Zentrum verläuft entlang dieses Waldes. Und so kam es, dass am ersten Tag dieser Weg zu Fuss zurückgelegt wurde, da noch keine Roller vor dem Hause standen. Dies mit einer gefüllten, roten Stofftüte. Nachmittags. Es braucht wohl keine grosse Fantasie sich vorzustellen, was diese mutigen Affen mit ahnungslosen Touristen anstellen, die sich so in ihr Territorium wagen. Jedenfalls hatten sie nach kurzer Zeit einen Mosquito-Spray und Brot in ihren und Dani einen zerfetzten Stoffbeutel in seinen Händen…

Ein paar Tage später raubte mir ein solcher Affe in einem Café eine frische Kokonuss. Er liess sich erst vertreiben, als das Servicepersonal mit Steinschleudern auftauchte. Dennoch sitze ich beim Verfassen dieser Zeilen wieder hier im Bali Bohemia – vielleicht gerade weil sich hier ein super Blick auf die Affen und deren Spielchen mit den ahnungslosen Touristen bietet.

Wohlan, genug der Texte.. es sollen nun Bilder sprechen:

Bilder aus Ubud:

https://goo.gl/c7oPVN

 

Bilder aus dem genannten Monkey Forest:

https://goo.gl/KoK7fx

 

Ein Ausflug zum Tempel „Pura Gunung Kawi“, zu den Reisterrassen in Tegalalang und nach Pedulu, wo abends jeweils tausende Kraniche aus allen Richtungen ihren Schlafplatz in den Bäumen suchen:

https://goo.gl/Fzamko

 

Ein Besuch beim bekannten Tempel „Ulu Watu“ an der Südküste Balis:
https://goo.gl/J2PFFk

Urs

unterwegs.

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1 Antwort

  1. Urs Langenegger sagt:

    Danke für den tollen, lebhaften Bericht und die schönene Bilder, noch viel Spass und ( viele Bananen)
    Gruss Ma

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